Hat Bayer einen Jahrhundert-Coup gelandet?
An der Börse wird heftig diskutiert, ob es ein großer Fehler von Bayer war, Monsanto zu übernehmen. Zusammen mit Monsanto bieten sich den Leverkusenern enorme Möglichkeiten. Die Sparte CropScience mit Saatgut- und Pflanzenschutzmitteln soll von Trends wie dem wachsenden Bevölkerungswachstum profitieren. Auf der anderen Seite sind die juristischen Risiken rund um Monsanto zu beachten.
Die Bayer-Tochter wurde in den USA zu einer Schadenersatzzahlung verdonnert, weil das Unternehmen nicht vor den mutmaßlichen Krebsrisiken seiner Unkrautvernichter mit dem Wirkstoff Glyphosat gewarnt habe. Geklagt hatte ein an Krebs erkrankter Mann, der jahrelang im Rahmen seiner Hausmeistertätigkeit mit dem Mittel zu tun hatte. Auch wenn die zunächst ausgesprochene Strafe von 289 Mio. US-Dollar deutlich reduziert wurde, könnte der Fall eine Signalwirkung für die tausenden weiteren ähnlichen Fälle entfalten. Dabei dürften nicht nur mögliche weitere finanzielle Belastungen in Form von Strafzahlungen auf Bayer zukommen, sondern auch ein enormer Imageverlust.
Lange Zeit schien dem Kurssturz der Bayer-Aktie infolge der juristischen Probleme für Monsanto kein Ende gesetzt zu sein. Nun scheint jedoch das Management mit dem am 5. Dezember in London abgehaltenen Kapitalmarkttag, den bereits am 29. November angekündigten umfassenden Portfolio- sowie Effizienz- und Strukturmaßnahmen und den anspruchsvollen Wachstums- und Renditezielen wichtige Überzeugungsarbeit geleistet zu haben.
Zu den angekündigten Maßnahmen zählt der Verkauf des Geschäftsbereichs Tiermedizin. Außerdem werden die Marken Coppertone™ (Sonnenschutzmittel) und Dr. Scholl's™ (Schuh- und Fußpflege) aus dem Bereich rezeptfreie Medikamente veräußert. Zudem wird die Beteiligung am deutschen Standortdienstleister Currenta abgestoßen. Teil des Plans ist auch die Streichung von 12.000 Arbeitsplätzen.
Die Effizienz- und Strukturmaßnahmen sollen die Wettbewerbsfähigkeit steigern und einschließlich der erwarteten Synergien aus der Monsanto-Übernahme ab 2022 jährliche Beiträge in Höhe von 2,6 Mrd. Euro generieren. Konzernweit soll die bereinigte EBITDA-Marge von etwa 26 Prozent im laufenden Jahr auf mehr als 30 Prozent in 2022 ansteigen. Bis dahin sollen die durchschnittlichen jährlichen Steigerungsraten 4 Prozent beim Umsatz, 9 Prozent beim EBITDA vor Sondereinflüssen, etwa 10 Prozent beim bereinigten Gewinn je Aktie und 18 Prozent beim Free Cash Flow betragen. Trotzdem werden auch die Investitionen nicht vernachlässigt. Bis Ende 2022 sollen insgesamt rund 35 Mrd. Euro in Zukunftsinvestitionen fließen.
Nachdem Monsanto die Nachrichtenlage rund um Bayer in negativer Weise beherrscht hatte, haben es die Leverkusener zuletzt geschafft, für etwas positivere Schlagzeilen zu sorgen. Angesichts einiger wichtiger Trends könnten die 63 Mrd. US-Dollar, die Bayer für den US-Saatguthersteller auf den Tisch gelegt hat, immer noch sehr gut angelegtes Geld sein. Allerdings ist die weitere Entwicklung im Konzern, nicht nur wegen Monsanto, mit einigen Fragezeichen verbunden. Schließlich gilt es auch abzuwarten, ob die Sparmaßnahmen und Investitionen den gewünschten Ertrag einbringen werden.
Spekulative Anleger, die steigende Kurse der Bayer-Aktie erwarten, könnten mit einem WAVE XXL-Call der Deutschen Bank (WKN DS63AS) auf ein solches Szenario setzen. Der Hebel dieses Open-End-Papiers liegt derzeit bei 3,24, die Barriere bei 45,45 Euro. Wer aber als spekulativer Anleger eher short-orientiert ist, könnte mit einem WAVE XXL-Put der Deutschen Bank (WKN DS8DJH, aktueller Hebel 3,16, Barriere bei 78,55 Euro) auf fallende Kurse der Bayer-Aktie setzen.
Stand: 11.12.2018