J.P. Morgan Asset Management: Zurück zur Lockerung?
Marktkommentar
J.P. Morgan Asset Management: Zurück zur Lockerung?
- Weiterhin konstruktive Sicht auf die Märkte, auch wenn Risiken weiter in den Fokus gerückt sind
- Eskalation im Handelskonflikt als größtes Risiko mit Einfluss auf die gesamte Weltwirtschaft
- Erste Zinssenkung durch die US-Notenbank Federal Reserve noch im Juli erwartet
Frankfurt, 24. Juli 2019 – Laut den Experten von J.P. Morgan Asset Management haben sich die Aussichten für die globale Wirtschaftsentwicklung in den letzten Monaten eingetrübt. „Mehrere Jahre sah unser Basisszenario ein Wachstum über dem Trend vor. Jetzt haben wir dessen Wahrscheinlichkeit von 45 Prozent auf 25 Prozent reduziert“, so Robert Michele, Chief Investment Officer und Leiter der Global Fixed Income, Currency and Commodities Gruppe bei J.P. Morgan Asset Management. Hintergrund hierfür sei vor allem, dass sich die Befürchtungen eines drohenden Handelskriegs in den letzten 18 Monaten nach und nach immer mehr bestätigt haben. So ist das Basisszenario inzwischen ein Wachstum unter dem Trendniveau, dessen Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent auf 45 Prozent angehoben wurde. Wichtig dabei ist laut Michele, dass gleichwohl nach wie vor Wachstum erwartet werde, da der Rückenwind einer koordinierten Reaktion der Zentralbanken den Gegenwind des Handelskonflikts kompensieren sollte.
Folgen des Handelsstreits in vielen Bereichen spürbar
Da sich jedoch sowohl das Verbrauchervertrauen als auch das Geschäftsklima zusehends abkühlen, wurde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession von 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht. Und auch die Wahrscheinlichkeit einer Krise wurde von 5 Prozent auf 10 Prozent erhöht. „Es ist besorgniserregend, wenn Zölle nicht nur genutzt werden, um strukturelle Handelsnachteile auszugleichen, sondern um politische Ziele und Vereinbarungen durchzusetzen“, so Michele. Der Experte erwartet eine nachhaltige Beeinträchtigung der Handelsströme, was vor allem in der strategischen Rivalität zwischen den USA und China begründet ist. „War bislang der Anschein, dass beide Seiten kompromissbereit sind, scheint sich nun die Haltung durchzusetzen, dass eine Eskalation im jeweils eigenen Interesse ist“, warnt Michele.
Angesichts der Einbußen im Handel und der Industrie sei mit einer schnelleren Abkühlung in der gesamten Wirtschaft zu rechnen, die das weltweite Wachstum unter das Trendniveau drückt. „Unternehmen wissen inzwischen überhaupt nicht mehr, wo sie investieren sollen, wenn das Ergebnis von Handelsvereinbarungen nicht absehbar ist und die Möglichkeit besteht, dass diese Vereinbarungen einfach geändert oder ignoriert werden. Unabhängig vom Ergebnis der Handelsgespräche haben die Glaubwürdigkeit und das Vertrauen schon erheblich gelitten“, erläutert Michele. Ein weiteres Risiko besteht laut dem Experten auch darin, dass die Handels- und Zollpolitik der USA auch auf andere Länder und Regionen wie beispielsweise Europa ausgeweitet wird.
Zentralbankpolitik bringt Rückenwind
Als Lichtblick wertet Michele die Bestätigung der Fed, die Entwicklung im Handelsstreit zu beobachten, um bei Bedarf zu reagieren. „Eine bedeutende, koordinierte Reaktion der Zentralbank könnte die handelsbedingte Abkühlung sicherlich abfedern.“ Es bleibe aber die Frage, ob die Federal Reserve auf dem aktuellen Niveau genug Spielraum hat, eine Rezession zu verhindern. Auch dürfe die Lockerung nicht zu langsam erfolgen: „Die Zentralbanken könnten zu dem Schluss gelangen, es sei besser, die geopolitischen Entwicklungen noch weiter abzuwarten, um dann offensiver zu reagieren. Doch bei den Zentralbanken gilt wie bei Investitionen: Wer zu spät kommt, hat das Nachsehen.“
So ist die Erwartung, dass die Fed noch im Juli eine erste Zinssenkung vornehmen und die chinesische Zentralbank (PBoC) mit einer Reihe eigener Instrumente reagieren wird. „Die Zentralbanken konzentrieren sich nicht mehr wie in den vergangenen Jahren auf eine Normalisierung der Geldpolitik, sondern akzeptieren zunehmend, dass es wieder an der Zeit ist, die Weltwirtschaft zu stabilisieren und höhere Inflationserwartungen zu schüren. In unserem Basisszenario gehen wir deshalb davon aus, dass sich die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zwischen 1,75 Prozent und 2,25 Prozent einpendeln wird“, führt Michele aus.
Bei aller Vorsicht nicht zu konservativ werden
Bei aller Sorge im Handelskonflikt betont Michele jedoch auch, dass die Wachstumsszenarien über und unter dem Trend zusammengerechnet bei 70 Prozent liegen. „Es gilt, angesichts der dreißigprozentigen Wahrscheinlichkeit einer Rezession oder Krise nicht zu konservativ zu werden und Chancen zu verpassen.“ So favorisiert er derzeit erstklassige Anleihen wie drei- bis fünfjährige Unternehmensanleihen, Staatsanleihen mit langer Duration, Asset-Backed Securities mit AAA-Rating oder auch hypothekenbesicherte Agency-Anleihen (MBS) sowie gewerbliche hypothekenbesicherte Agency-Anleihen (CMBS). Aber auch auf Lokalwährung lautende Schwellenländeranleihen (währungsgesichert) sowie auf Fremdwährung lautende Schwellenländeranleihen findet er interessant.
Insgesamt ist es laut Robert Michele in der aktuellen Situation aber schwierig, korrekte Preise zu ermitteln und entsprechend ist eine etwas konservativere Portfolioausrichtung und neutralere Haltung sinnvoll. „Warten wir ab, wie sich die Dinge im Sommer entwickeln und ob die Zentralbanken in unserem Sinne eingreifen, um Wirtschaft und Märkte aufzufangen“, so Micheles Fazit.
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