Verbio – Hohe Renditechancen bei Discountern auf den umstrittenen Biosprit-Spezialisten
Die Bekämpfung des Klimawandels dürfte neben der Digitalisierung einer der größten und vor allem nachhaltigsten Megatrends der kommenden Jahre werden. Das Problem der zu hohen Treibhausgasemissionen wird sich so schnell wahrscheinlich nicht lösen lassen. Viele Ideen liegen auf dem Tisch und werden intensiv diskutiert. Für nahezu jede vermeintliche Lösung finden sich gleichermaßen Befürworter und Gegner. Das gilt auch für Biogas, einen Energieträger, der aus erneuerbaren Rohstoffen wie Gülle, Grünabfällen oder so genannten Energiepflanzen gewonnen wird. Aufbereitet dient Biogas als klassische Alternative zu Erdgas und kann daher unabhängig von den Witterungsbedingungen zum Beispiel in Heizungen oder Fahrzeugen zur Erzeugung von Wärme und Strom eingesetzt werden.
Gerade Umweltschützer stehen dem Einsatz von Biosprit aber sehr skeptisch gegenüber. Greenpeace bezeichnet es sogar als „umweltpolitischen Unfug“, weil der intensive Anbau von Energiepflanzen dem Klima und der Artenvielfalt schade und wertvolle Lebensmittelpflanzen wie Getreide und Ölsaaten zu Biosprit und Tierfutter verarbeitet würden. Auch aus der Politik kommt regelmäßig Gegenwind. So bestehen die Grünen hierzulande zumindest auf den Verzicht von Frischpflanzen für die Herstellung von Biogas. Die FDP hingegen bezeichnet Biokraftstoffe als wichtige Technologie zum Übergang in die Klimaneutralität des Verkehrs. Bei der Frage nach dem Zukunftspotenzial von Biogas herrscht damit große Unsicherheit.
Genau das hat bei der im SDAX notierten Aktie von Verbio in den vergangenen Jahren für extreme Kursschwankungen gesorgt. Das Unternehmen ist europaweit einer der größten Produzenten von Biodiesel, Bioethanol und Biomethan. Auf seiner Homepage wirbt Verbio damit, dass seine Biokraftstoffe eine CO2-Einsparung von bis zu 90 Prozent gegenüber Benzin oder Diesel erreichen. Nach dem Rekordgewinn in 2021/22 mit einem EBITDA von 503 Mio. Euro musste Ende April die ohnehin schon deutlich geringere Gewinnprognose für das laufende Jahr von 300 Mio. auf nur noch 240 Mio. Euro revidiert werden. Begründet wurde das mit der ungünstigen Kombination aus niedrigen Absatz- und hohen Einkaufpreisen.
Die Aktie hat darauf aber nur kurz negativ reagiert. Wahrscheinlich war durch die Drittelung des Kurses seit dem Hoch im November schon viel Negatives eingepreist worden. Bei 30 Euro hat die Aktie einen Boden gefunden und konnte sich anschließend bis auf über 41 Euro erholen. Aktuell kostete ein Anteilsschein gut 40 Euro. Die Analysten von Jefferies haben Verbio in einer heute Morgen veröffentlichten Studie nun mit einem Kursziel von 56 Euro zum Kauf empfohlen. Sie sehen den Konzern gut positioniert, um von der wachsenden Notwendigkeit der Dekarbonisierung von Sektoren zu profitieren, die nur schwer abbaubar sind. Gelobt wird vor allem die „besondere Fähigkeit“ des Unternehmens, Biomethan in Kombination mit Bioethanol nach einem eigenen Verfahren herzustellen. Das verschaffe Verbio einen Ertragsvorteil gegenüber den Wettbewerbern. Die Bewertung der Aktie liegt auf EV/EBITDA-Basis aktuell in der Nähe des 10-Jahres-Durchschnitts, was laut Jefferies wegen der im Vergleich zu den Vorjahren wesentlich besseren Fundamentaldaten und höheren Gewinnmargen bei der guten Wettbewerbsposition nicht gerechtfertigt sei.
Die schwer zu kalkulierenden Umsatz- und Ertragschancen des Unternehmens und die heftigen Kursschwankungen der Aktie bescheren Strukturierten Produkten auf Verbio regelmäßig sehr viel versprechende Konditionen. Nach aktuellem Stand erscheinen uns Discounter mit einem auf Höhe des Crash-Tiefs platzierten Cap von 30 Euro eine interessante Option für risikofreudige Renditejäger zu sein. Bei einem Risikopuffer von rund 26 Prozent erhalten Anleger mit einem entsprechenden Zertifikat der DZ Bank (DW3PV2) bei einer Laufzeit bis Juni 2024 eine Renditechance von 11,0 Prozent. Selbst wenn die Aktie am Ende 30 Prozent niedriger steht, sichern Investoren sich mit dem Discounter noch einen Gewinn von 4,1 Prozent. Bei noch stärkeren Abschlägen wirkt der hohe Discount zum Aktienkurs zudem als „Airbag“, der die Minuszeichen zumindest abfedern kann. Die Gewinnchancen sind wie üblich auf den Höchstbetrag begrenzt.