17.08.2023 07:51

Weltkonjunktur trotzt Leitzinsanhebungen

Inflationsrate in UK bleibt zu hoch


Das britische Statistikamt ONS meldete zwar gestern, daß die Veränderungsrate des UK-Verbraucherpreisindex gegenüber dem Vorjahresmonat von 7,9 % im Juni 2023 auf 6,8 % im Juli gefallen ist. Die Kernrate, also die Veränderungsrate des ohne die volatilen Komponenten Energie, Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak berechneten Index, belief sich im Juli auf 6,9 % und verzeichnete damit den gleichen Wert wie im Vormonat. Obgleich die Währungshüter in London bereits Ende 2021 auf einen Zinserhöhungskurs eingeschwenkt sind und seitdem die Leitzinsen insgesamt 14-Mal erhöht haben, liegt die Inflationsrate im Vereinigten Königreich höher als in den meisten anderen Industriestaaten. Angesichts dessen dürfte eine Leitzinsanhebung der Bank of England (BoE) auf ihrer anstehenden Ratssitzung im September in Stein gemeißelt sein. In den zurückliegenden Tagen hatten bereits Nachrichten über eine besser als erwartet ausgefallene Wirtschaftsleistung im Frühjahr sowie über hohe Lohnsteigerungen Spekulationen über weitere Leitzinsanhebungen angeheizt. Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, daß mit der absehbaren BoE-Leitzinsanhebung auf 5,50 % im September das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein wird.

US-Rezession läßt auf sich warten


Die gestern veröffentlichten US-Konjunkturnachrichten zu Neubaubeginnen und Industrieproduktion reihen sich ein in den jüngsten Reigen positiv überraschender US-Konjunkturdaten. Die seit geraumer Zeit von vielen Marktteilnehmern prophezeite Rezession läßt weiter auf sich warten. Es ist bereits jetzt absehbar, daß die US-Wirtschaft im dritten Quartal gewachsen sein wird. Ob das Wachstum tatsächlich so hoch ausfallen wird wie von dem Modell der Federal Reserve Bank of Atlanta prophezeit, bleibt indes dahingestellt. Die Schätzung des Atlanta Fed GDP-Now-Modells lautet auf 5,8 % (Jahresrate)!

Fed-Obere gespalten über Zinskurs


Die Federal Reserve hat gestern Abend das Protokoll ihrer Ausschußsitzung vom 25./26. Juli veröffentlicht. Demnach hatten einige Teilnehmer zu erkennen gegeben, daß sie bereits auf der damaligen Sitzung einem Vorschlag zur Beibehaltung des Zinsniveaus unterstützt hätten. Bezüglich der zukünftigen Geldpolitik sahen die meisten Teilnehmer deutliche Aufwärtsrisiken für die Inflation, was eine weitere Straffung erfordern könnte. Eine Reihe von Teilnehmern vertrat indes die Auffassung, daß die Risiken für die Erreichung der Ziele des Ausschusses angesichts des restriktiven geldpolitischen Kurses zweiseitiger geworden seien. Im Nachgang der Veröffentlichung legte der Euro gegenüber dem US-Dollar zu. Bei der Interpretation des Protokolls ist jedoch zu bedenken, daß seit der Juli-Sitzung zwar ein moderater Inflationsbericht, aber auch eine Reihe positiv überraschender US-Konjunkturnachrichten veröffentlicht wurden. Die im Protokoll notierte Feststellung, daß eine allmähliche Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit im Gange sei, dürfte im Lichte der jüngsten Konjunkturdaten nicht mehr zu halten sein. Nach unserer Prognose hat der Zinserhöhungskurs der US-Notenbank aufgrund der fallenden Inflationsraten zwar das Ende der Fahnenstange erreicht. Aber das Risiko ist gestiegen, daß eine offenbar „unkaputtbare“ US-Wirtschaft noch weiterer Leitzinserhöhungen bedarf, um die Inflationsgefahren zu bannen.


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