Zinsen weekly: Italien-Spreads engen sich trotz der Probleme im Bankensektor ein. EZB-Sitzung: Gibt es neue Langfristtender?
Still ruht der See. Die zehnjährigen Bund-Renditen haben seit Wochenbeginn nur um ein paar Basispunkte nachgegeben. Die Pendants aus den USA stagnierten demgegenüber bei 2,70 %. Es ist nicht ganz zufällig, dass auch an den Aktienmärkten keine großen Bewegungen stattgefunden haben. Man könnte auch sagen: Der Pessimismus, der die Märkte im Dezember beherrscht hat, verfliegt allmählich, aber der Optimismus verschafft sich nur mühsam Platz. Am ehesten ist dieser an den Risikoprämien abzulesen, die etwa für die Anleihen Italiens in den letzten Tagen gesunken sind. Hier hatte eine Emission fünfzehnjähriger Papiere über ein Syndikat für Aufmerksamkeit gesorgt: Das Orderbuch lag bei 35,5 Mrd. Euro, emittiert wurden schließlich 10 Mrd. Euro. Viele Anleger konnten offensichtlich der Rendite von 3,41 % nicht widerstehen. Und das, obwohl immer mehr Banken aus Italien in Schwierigkeiten geraten und von der Regierung gestützt werden.
Das Brexit-Chaos ist sicherlich auch dafür verantwortlich, dass die Anleger wenig gewillt sind, mit befreiter Zuversicht in die Zukunft zu schauen. Ein harter Brexit wird von Tag zu Tag wahrscheinlicher, nachdem Neuwahlen offensichtlich nicht auf der Agenda stehen. Allmählich dürften sich die Hoffnungen darauf konzentrieren, dass es zu einer Verlängerung der Mitgliedschaft um einige wenige Monate kommt, damit sich die EU auf die unzähligen technischen und juristischen Probleme eines harten Brexit etwas besser vorbereiten kann (zum Brexit siehe auch unser Kommentar und Chart der Woche).
Derweil geht in den USA der so genannte Government Shutdown bald in seine fünfte Woche, ohne dass sich eine Lösung abzeichnet. Viele US-Wirtschaftsdaten wurden zuletzt deswegen nicht veröffentlicht. In der Konjunkturbefragung der Fed-Destrikte, dem Beige Book, findet der partielle Ausgabenstopp nur geringe Beachtung. Es steht aber außer Frage, dass die Wirtschaft leiden wird, wenn der Haushaltsstreit zwischen den Republikanern und den Demokraten ungelöst bleibt. Aktuell ist die politisch vertrackte Lage jedoch in den Hintergrund gerutscht und die Anleger erfreuen sich lieber an den guten Zahlen, die die großen Finanzinstitute für das vierte Quartal vorgelegt haben. Die Berichtssaison wird die Märkte auch in den kommenden Wochen beschäftigen.
Kommende Woche steht die EZB-Sitzung an. Notenbankchef Draghi dürfte die Waage zwischen Risiken und Chancen zunehmend in Richtung Risiken geneigt sehen. An der so genannten Forward Guidance („Zinsen bleiben bis durch den Sommer auf dem derzeit niedrigen Niveau“) wird sich voraussichtlich nichts ändern. Darüber hinaus wird die EZB den Markt möglicherweise auf neue Langfrist-tender vorbereiten. Insgesamt sehen wir kaum Impulse für einen deutlichen Anstieg der Renditen, sondern erwarten über die nächsten Tage eher eine Seitwärts-bewegung, sowohl bei den Bunds als auch bei den T-Notes.
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