Zinsen weekly: Kursverfall an den Aktienmärkten treibt Bund-Kurse nach oben
Die Nervosität an den Märkten ist mit den Händen zu greifen. An den Aktienmärkten geht es unter heftigen Schwankungen Richtung Süden, die italienischen Risikoaufschläge hingegen steigen und US-Präsident Donald Trump zeigt Nerven: Das größte Risiko für den Aufschwung sei die Fed mit ihren Leitzinserhöhungen, war in dieser Woche vom Staatschef der USA zu vernehmen, der offensichtlich eine Wahlniederlage bei den Zwischenwahlen am 6. November fürchtet. Dazu gesellten sich in der Eurozone schwächere PMI-Einkaufsmanagerindizes für Deutschland und Frankreich und ein niedrigerer Ifo-Index. Für die Rentenmärkte ist das aktuelle Umfeld positiv. Die Kurse von Bundesanleihen und Treasuries sind gestiegen, so dass die zehnjährigen Bund-Renditen wieder auf unter 0,4 % gefallen sind und die Pendants aus den USA nur noch 12 Basispunkte über der 3 %-Marke liegen. Die rückläufigen Ölpreise, die zu niedrigeren Inflationserwartungen beitragen, sind ebenfalls ein Faktor, der die Renditen nach unten treibt, wenngleich die globale Risikoaversion sicherlich das dominierende Element ist.
Es würde vor diesem Hintergrund nicht wundern, wenn bei der heutigen Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) (25.10.) gefragt wird, ob die EZB ihr Anleiheankaufprogramm doch noch über das Jahresende hinaus fortsetzen wird und/ oder die erste Leitzinserhöhung erst im Jahr 2020 stattfindet. Unseres Erachtens wird an dem Zeitplan für das Ende des QE-Programms (Dezember) nicht gerüttelt. In Bezug auf den Zeitplan für die erste Zinserhöhung erwarten wir keine Formulierungsänderung in der Stellungnahme. D.h. der Leitzins bleibt unverändert „mindestens über den Sommer 2019 und in jedem Fall solange erforderlich“.
Für die kommenden Tage ist darüber hinaus auf die US-Arbeitsmarktdaten zu achten (26.10.). Sollte die Arbeitslosenrate erneut sinken, könnte dies an den Märkten mit erneuten Kursabschlägen an den Aktienmärkten beantwortet werden, da dann eine schärfere Gangart der Fed diskutiert würde. Letztlich dürfte dies den Spielraum für steigende Renditen wieder einschränken. Kurzzeitig dürfte auch die Präsidentschaftswahl in Brasilien auf dem Radar der Investoren auftauchen. Mit dem Favorit Jair Bolsonaro könnte ein weiterer populistischer und in gewisser Weise unberechenbarer Staatschef das Schicksal der achtgrößten Volkswirtschaft der Welt bestimmen. Am beunruhigendsten empfinden viele Marktteilnehmer Italien, dessen Regierung mit einem nicht EU-konformen Haushalt ihren Konfrontationskurs mit Brüssel verschärft. Nachdem die Ratingagentur Moody’s das Land nur noch eine Bonitätsstufe über dem so genannten Ramschniveau verortet (Baa3), wird der Wettbewerber S&P voraussichtlich am 26.10. sein Ergebnis veröffentlichen. Darüber hinaus ist auf die Ergebnisse in der laufenden Berichtssaison zu achten, nachdem diesseits und jenseits des Atlantiks einige Unternehmen mit ihrem Zahlen enttäuschten. Insgesamt scheint es mit der Sorglosigkeit an den Märkten vorbei zu sein, so dass große Sprünge an der Renditefront zunächst wieder unwahrscheinlicher geworden sind.
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