Zinsen weekly: Renditen bleiben niedrig. Italien, schwache Aktienmärkte und Handelsstreit belasten. Thanksgiving dürfte für dünne Umsätze sorgen.
Die Renditen der Staatsanleihen Deutschlands und der USA sind angesichts der schwachen Aktienmärkte gesunken. Die zehnjährigen Bunds rentieren wieder unter 0,4 % und die Pendants aus den USA bei 3,13 %. Für die Renditen scheint der Weg nach oben auch deswegen versperrt, weil Italien seinen Konfrontationskurs gegenüber der EU fortgesetzt hat und seinen Haushaltsentwurf in Brüssel so gut wie unverändert eingereicht hat – 22 Minuten nach Ablauf der Frist. Die EU-Kommission wird am 21. November voraussichtlich entscheiden, ob ein Defizitverfahren eingeleitet wird. In sechs Monaten könnte es ggf. sogar zu Sanktionen kommen. Die Anleiheemissionen Italiens gingen dennoch glatt über die Bühne. Die Tatsache, dass die Regierung May in Großbritannien die erste wichtige Hürde auf dem Weg zu einem geordneten Brexit genommen hat (siehe Kommentar auf Seite 1) ist an den Märkten verpufft, nachdem Brexit-Minister Dominic Raab heute zurückgetreten ist und eine Regierungskrise auslösen dürfte.
Darüber hinaus hat die Furcht vor einer sich abschwächenden Weltkonjunktur zugenommen. So hat sich zu den wenig überzeugenden Wirtschaftsdaten der letzten Wochen zuletzt die Meldung gesellt, dass sowohl in Deutschland als auch in Japan das BIP im dritten Quartal geschrumpft ist. In Japan hat der BIP-Rückgang (-0,3 % QoQ) offensichtlich mit den Naturkatastrophen (schwere Überschwemmungen im Westen und Erdbeben in Hokkaido) in dem betreffenden Zeitraum zu tun. In Deutschland (-0,2 % QoQ) kann ein Teil der schwachen Entwicklung mit einem Sondereffekt aus der Autoindustrie erklärt werden, wo Produktionskürzungen vorgenommen worden waren, da man sich nicht rechtzeitig auf ein neues EU-Prüfverfahren für Abgase eingestellt hatte. Apropos Autoindustrie: Es gibt Anzeichen, dass der Handelsstreit zwischen der EU und den USA wieder aufflammen könnte. So hat EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström in Washington die Trump-Administration vor Vergeltungszöllen gewarnt, falls die USA die angedrohten Zölle auf Autos erheben sollten. Keine Frage: Eine Anhebung der Zölle würde die deutschen Automobilproduzenten, die allein aus Deutschland 15 % ihrer Exporte in die Vereinigten Staaten ausführen, signifikant treffen. Auch der in dieser Woche zu verzeichnende deutliche Rückgang der Ölpreise und der leichte Rückgang der US-Inflation dürften auf den Renditen lasten.
Die kommenden Tage werden geprägt sein von dem politischen Überlebenskampf der Premierministerin Theresa May, der eng mit der Frage verbunden ist, ob der geordnete Brexit gelingen wird. Italien wird nach der schroffen Absage an Brüssel ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. In den USA stehen der Wohnungsbau-Stimmungsindex NAHB sowie die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter auf der Agenda. Highlight werden der Black Friday bzw. die Ergebnisse der Einzelhändler an diesem umsatzstärksten Tag des Jahres sein. In der Eurozone ist auf die PMI-Indizes zu achten, die in den vergangenen Monaten gefallen sind.