31.03.2020 16:59
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Anleihefonds: Liquiditätssteuerung in Krisenzeiten

Anleihefonds: Liquiditätssteuerung in Krisenzeiten

Die Corona-Pandemie ist genau mit dem nahen Ende des verlängerten Kreditzyklus zusammengefallen. Anleihen waren so teuer bewertet, dass selbst eine kleine Konjunkturdelle eine Kurskorrektur hätte auslösen können. Die Schwere der Corona-Krise hatte dagegen deutliche größere Verwerfungen zur Folge, die Volatilität an den Rentenmärkten hat den höchsten Stand seit der Finanzkrise im Jahr 2008 erreicht.

Die Konjunktur ist infolge der Pandemie eingebrochen; unser Fixed Income Credit Team hält eine Rezession für sehr wahrscheinlich, ungewiss ist nur noch, wie tief und langwierig diese sein wird.

Anleger haben mit Verkäufen von Risikoaktiva auf die Krise reagiert. Die Situation lässt sich mit den Panikkäufen in britischen Supermärkten vergleichen, die in den letzten Wochen für leere Regale gesorgt haben. Die Anleger hatten es jedoch nicht auf Toilettenpapier und Nudeln abgesehen – sondern auf Cash. Zu diesem Zweck haben viele ihre Fondsanteile eingelöst; Anleihefonds sahen sich daraufhin zum Verkauf ihrer liquidesten Werte gezwungen, in der Regel risikoarme Anleihen mit kurzer Duration.

Derzeit sind die Verkäufer deutlich in der Überzahl, auch weil Banken – die eigentlich für Liquidität sorgen sollten – selbst unter Druck geraten, wenn Kreditlinien in Anspruch genommen werden und das operative Geschäft ins Stocken gerät. Die Banken sind dadurch in ihrer Market Maker-Rolle eingeschränkt, was die Liquidität verknappt. Die Folge: Transaktionskosten und Risikoaufschläge steigen.

Eine Lösung erhoffen sich viele Anleger von den Zentralbanken und Regierungen. Wir sehen bereits riesige Konjunkturpakete, Kreditgarantien, Zinssenkungen und eine Wiederbelebung von Kaufprogrammen. Durch Anleihekäufe und Eingriffe am Geldmarkt wollen die Zentralbanken den Märkten beinahe unbegrenzte Liquidität zur Verfügung stellen. In den kommenden Wochen und Monaten könnten sich die Maßnahmen noch einmal deutlich ausweiten. Bis sie jedoch wirken, wird einige Zeit vergehen; außerdem müssen sie in ihrer Wirkung ausreichen, um die Stimmung an den Märkten zu drehen.

Die Korrektur verläuft daher in zwei Phasen: Zum einen müssen Anleger ihre Vermögenswerte verkaufen, also in Bargeld umtauschen können. Zentralbanken werden zu diesem Zweck auch weiterhin für Liquidität sorgen. Zum anderen müssen die Mittelabflüsse aus Fonds aufhören, was schon bald passieren dürfte. Die zweite Phase betrifft die wirtschaftlichen Auswirkungen, und diese werden sich nicht sofort bemerkbar machen.

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Kunal Mehta, Senior Investment Product Specialist: Wie steuert man Rentenfonds durch eine Krise? Kunal Mehta erläutert, wie Vanguard in volatilen Marktphasen den Tracking Error minimiert und Liquidität sicherstellt.

Passive Anleihefonds

In einem extrem volatilen Umfeld müssen Anleiheinvestoren sich daher mit dem Problem von Fair Value und Preisfeststellung auseinandersetzen. Die Liquiditätsprämien sind gestiegen, am gesamten Rentenmarkt kam es zu erheblichen Preisverwerfungen. Zu einem gewissen Grad muss man mit Preisunterschieden rechnen, schließlich werden Anleihen in der Regel außerbörslich gehandelt, einen einheitlichen Clearing-Preis kann es also nicht immer geben. In letzter Zeit haben wir jedoch ungewöhnlich große Schwankungen in der Preisfeststellung beobachtet.

Vanguard bereitet sich bereits seit Ende der letzten Krise auf die nächste Krise vor. Für unsere Portfolios führen wir regelmäßig Stresstests durch und – was noch wichtiger ist – wir überlegen uns Gegenmaßnahmen. Unter den gegenwärtigen Extrembedingungen profitieren wir erheblich von unseren Größenvorteilen. Mit unserem großen und diversifizierten Kundenstamm können wir in einigen Fällen Käufer und Verkäufer intern zusammenführen – und so beiden Parteien einen besseren Preis bieten. Auch unsere engen Beziehungen zu zahlreichen Marktteilnehmern machen den Handel in volatilen Marktphasen effizienter.

Minimaler Tracking Error

Für unsere Global Fixed Income und Risk Management Teams haben außerdem Liquiditätssteuerung und die Minimierung des Tracking Error Priorität. Für eine optimale Balance zwischen Präzision und Kosten replizieren unsere Fixed Income Indexfonds ihre Benchmark durch die Sampling-Methode; kleinere Renditeabweichungen zwischen den Fonds und ihren Indizes sind daher unvermeidlich.

Dank Sampling können unsere Trading und Credit Research Teams jedoch die Anleihen auswählen, die die Merkmale der Benchmark am besten und kosteneffizientesten abbilden, und gleichzeitig den Tracking Error minimieren. Im Rahmen dieses Prozesses achten das Portfolio Management und das Credit Research Team auch auf die Liquidität der Anleihen.

Durch einen Swing-Pricing-Mechanismus schützen wir bestehende Fondsanleger in Phasen hoher Rücknahmen. Bei steigenden Transaktionskosten werden Käufer und Verkäufer durch Swing Pricing stärker belastet als solche Anleger, die an ihren Fondsanteilen festhalten. Dabei ist wichtig, dass sich die Preisunterschiede im Laufe der Zeit ausgleichen und nicht akkumulieren sollten. Aufgrund dieses Mechanismus kann die Volatilität der Fondspreise die der Basiswerte übersteigen. Zu unserer mehrstufigen Liquiditätssteuerung gehören zudem Präventivmaßnahmen: Wir bewerten laufend die Liquidität unserer Fonds sowie die Anleihen, die unsere Kreditanalysten kaufen. Außerdem kommen routinemäßige zahlreiche „Liquiditätsinstrumente“ zum Einsatz. So können wir zum Beispiel Ausgabe- und Rücknahmeanträge von Fondsanteilen zusammenführen, wobei wir auch Rebalancing und Wertpapierverkäufe am Markt berücksichtigen. In selteneren Fällen können wir auch weniger konventionelle Maßnahmen ergreifen, indem wir zum Beispiel Rücknahmeanträge nicht sofort erfüllen, sondern über mehrere Tage strecken.

Aktive Anleihefonds

In unseren aktiven Fonds waren wir vorsichtig aufgestellt und sind daher jetzt in einer sehr guten Position. Wegen der hohen Bewertungen haben sowohl unser Global Credit Bond Fund als auch unser Emerging Markets Bond Fund in den vergangenen sechs Monaten ihre Risiken reduziert. Viele aktive Rentenfondsmanager versuchen jetzt, Positionen zu verkaufen, ihre Risiken zu verringern und ihre Liquidität so gut wie möglich zu erhöhen. Wir dagegen können selektiv Anleihen kaufen und so das Potenzial ausschöpfen, das sich durch die sehr viel attraktiveren Bewertungen ergibt.

Auch wir sind nicht immun gegen den Liquiditätsbedarf am Markt, dank unserer Liquiditätssteuerung konnten wir Rücknahmeanträge in unseren aktiven Fonds jedoch geordnet erfüllen.

Insbesondere wissen wir aus Erfahrung, dass Märkte Zyklen durchleben und sich langfristig erholen. Daher empfehlen wir Anlegern vor allem eines: Kurs halten. Niemand sollte das Ausmaß dieser Krise unterschätzen. Aber wir sollten auch nicht zulassen, dass sie unseren Blick auf die langfristige Entwicklung beeinträchtigt.



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