Devisen weekly: Politik bestimmt Devisenmarkt. Italien als Dauerthema für EUR. Leitet EU/UK-Gipfel Trendwende für GBP ein?
EUR/USD: Die zu Beginn der letzten Handelswoche initiierte Aufwärtsdynamik von EUR/USD verhalf dem Währungspaar am Freitag (16.11.) die wichtige Marke von 1,14 zu passieren und den Widerstand bei 1.1425 hinter sich zu lassen. Dieses euroseitig bullishe Sentiment konnte sich auch in den Folgetagen fortsetzen, sodass der Wechselkurs am Montag (21.11) sogar die Marke von 1,145 antesten konnte. Am Wochenende sorgte ein Störfeuer aus London bezüglich eines möglichen Misstrauensvotums gegen Premierministerin Theresa May für einen markanten Euro-Abverkauf. EUR/USD fiel von seinem Wochenhoch bei 1,1472 auf 1,1360. Hier wirkte sich allerdings auch der Selloff auf den Aktienmärkten aus, der dem US-Dollar auf breiter Flur Unterstützung gab. Das US-Dollar-bullishe Sentiment wurde allerdings durch die Erneuerung der Kritik am Fed-Zinserhöhungspfad aus dem Weißen Haus leicht eingetrübt. Das Tempo der Zinserhöhungen ist mittlerweile auch im FOMC nicht mehr unumstritten, sodass eine vorläufige Pausierung der graduellen Zinsanstiege nach der eingepreisten Erhöhung im Dezember wahrscheinlicher geworden ist. Hiervon konnte die Gemeinschaftswährung wieder profitieren. EUR/USD handelt gegenwärtig im Wochenplus (+0,6 %) bei 1,1404. Auf politischer Seite besteht im Haushaltsstreit zwischen der EU und Italien weiterhin das größte Downside-Risk für den Wechselkurs. Nach der Ablehnung des italienischen Haushaltsentwurfs durch die EU-Kommission wird Brüssel wohl demnächst ein Defizitverfahren einleiten. Eine Entschärfung des Konflikts beim Treffen von EU-Kommissionspräsident Juncker und dem italienischen Ministerpräsidenten Guiseppe Conte am Samstag (24.11.) in Brüssel könnte sich beruhigend auf den Euro auswirken. Datenseitig waren die schwachen Arbeitsmarktdaten aus den USA (Initial Jobless Claims) unter der Woche zudem bemerkenswert. In den nächsten Tagen stehen Veröffentlichungen von weiteren wichtigen Konjunkturdaten (BIP-Deutschland, PMI USA, beide 23.11.) an. Zudem wird der Brexit-Sondergipfel zwischen London und Brüssel am Sonntag (25.11.) entscheiden, ob die Gemeinschaftswährung ihren markanten Widerstand bei 1,15 (Hoch vom 7.11.) hinter sich lassen kann. Technisch bleibt EUR/USD im bearishen Terrain. Der Wechselkurs notiert weiterhin unterhalb seines 55-Tage-SMAs (1,1508) und auch 100-Tage-SMAs (1,1554).
EUR/GBP: Die Rücktrittswelle britischer Minister, darunter der eigens für die Brexit-Verhandlungen zuständige Dominic Raab, am Donnerstag vergangener Woche (15.11.) sorgte für einen massiven Ausverkauf des Sterlings (ca. 2 % am 15.11.). Die Unzufriedenheit über den von Premierministerin Theresa May verhandelten Austrittsentwurf mit der EU ist sowohl in den eigenen Reihen als auch in den der Opposition mehr als spürbar. Im Hinblick auf eine erfolgreiche Abstimmung im britischen Parlament ist weiterhin Skepsis angebracht. Zusätzlich lasteten die Gerüchte über ein Misstrauensvotum gegen May, wofür es eine qualifizierte Mehrheit im Parlament (15% der Abgeordneten, also 48 Stimmen) bedarf, auf dem Pfund. Insgesamt tendiert EUR/GBP inmitten des politischen Chaos in London weiter in Richtung 0,90. Da die Dynamik des Währungspaars gegenwärtig primär von den Brexit-Verhandlungen getrieben wird, könnte der EU-Sondergipfel am Sonntag (25.11) richtungsweisend für eine mögliche Erholung des Pfunds sein. Erste Signale hierfür nahmen wir am gestrigen Mittwoch wahr, nachdem sich May und EU-Kommissionspräsident Juncker bei ihrem Treffen am gestrigen Mittwoch (21.11.) positiv hinsichtlich des Verhandlungsprozess zeigten. Die Inflation-Hearings im britischen Parlament gingen (20.11.) angesichts der politischen Schlagzeilen fast vollständig unter.