22.11.2018 18:00
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Öl weekly: OPEC:Kürzen oder nicht kürzen.

Die Preise für Rohöl sind in den vergangenen sechs Wochen gefallen wie ein Stein. Von einem Mehrjahreshoch bei etwa 87 US-Dollar/Barrel Anfang Oktober haben diese um rund 30 % auf aktuell ca. 63 US-Dollar/Barrel nachgegeben. Ursächlich hierfür waren neben fundamentalen auch positionierungsbedingte Faktoren, die diesen Ausverkauf am Ölmarkt herbeigeführt haben.

Für die OPEC-Länder stellt sich nunmehr angesichts dunkler werdender Wolken am Ölmarkt die Frage, ob nun erneut die Produktion gekürzt werden sollte. In einem Umfeld, in dem der Markt die Nachfrageerwartungen nach unten und die Angebotsprognosen nach oben schraubt, wäre diese Schlussfolgerung durchaus rational, denn das OPEC-Bündnis verfolgt nicht länger eine „Marktanteilsstrategie“, sondern vielmehr eine Art Strategie, die die globalen Öllagerbestände konstant zu halten versucht; de facto agiert die OPEC dabei als Lagerhaltungsmanager des globalen Ölmarkts. Per Ende Oktober glaubten wir nicht daran, dass die Bedingungen am Ölmarkt für erneute Kürzungen durch die OPEC sprechen und sich eine darauf basierende Strategie auszahlen würde. Nun allerdings schätzen wir die Chancen auf erfolgversprechende Kürzungsmaßnahmen höher ein: (1) Ölpreise am unteren Ende der jüngst zu beobachtenden Handelsspanne (63-86 US-Dollar/Barrel) dürften die Kern-OPEC-Staaten und Russland zur erneuten Kooperation verleiten; (2) nach dem Hochfahren der Produktion zwischen Ende Mai und Oktober durch die OPEC und Russland ist nahezu eine Vollauslastung der Kapazitäten erreicht; (3) wir erwarten jetzt im ersten Quartal 2019 einen hohen Angebotsüberschuss in einem Umfang von 1,5 Mio. Barrel/Tag, wenn die OPEC die Fördermenge nicht vorher kürzen sollte. Diese Neubewertung des Ölmarktgleichgewichts ist die Folge von zuletzt oberhalb der Erwartungen liegenden Produktionsniveaus in Libyen, Venezuela und den USA.

Für die OPEC-Staaten sind die ökonomischen Anreize naheliegend, die Produktion im kommenden Jahr zu kürzen. Die Umsatzeinbußen durch eine reduzierte Output-Menge sind geringer als die Verluste durch sinkende Preise im Lichte steigender Öllagerbestände – wie dies am jüngsten Preiseinbruch auf dem Ölmarkt um fast 30 % gut zu erkennen war. Das von uns nun leicht schwächer prognostizierte Nachfragewachstum und das höhere Angebot von Nicht-OPEC-Produzenten kann durch ein angepasstes OPEC-Produktionsniveau ausgeglichen werden. Nur im Falle eines starken Nachfrageeinbruchs würden die Kürzungen nicht ausreichend schnell genug wirken, um einen spürbaren Lageranstieg zu vermeiden.

Steigende Lagerbestände, spürbar über dem als Normalniveau angesehenen Fünfjahresdurchschnitt hinaus, gehen einher mit einer erhöhten Preisvolatilität. Gleiches gilt, wenn die Lagerbestände ein zu niedriges Niveau erreichen (so zu beobachten im Mai/Juni 2018). Daher ist es im Interesse der OPEC, die Lagerbestände möglichst in der Nähe des Normalniveaus zu halten, um in der Folge die Preis-Gewinnvolatilität niedrig zu halten. Das schlägt sich tendenziell positiv auf die Bewertung des Anlagevermögens in den Bilanzen der Produzenten nieder.

Für die OPEC-Sitzung am 6. Dezember in Wien erwarten wir nunmehr eine Ankündigung von Kürzungen des Produktionsumfangs in der Größenordnung von 1 bis 1,4 Mio. Barrel/Tag. Dies wäre ein fundamentales Event für den Ölmarkt, das benötigt wird, um in die Handelsspanne von 70 bis 80 US-Dollar/Barrel zurückzukehren. Angesichts dessen bleiben wir taktisch „bullish“.


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