28.09.2023 06:50

Maue Konjunktur belastet gleich dreifach

Konsumenten sind verunsichert


Für dieses Jahr scheint der Konsum in Deutschland keinen positiven Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu leisten. Die Kauflaune der Verbraucher ist einmal mehr zurückgegangen. Der GfK-Konsumklimaindex wurde mit -26,5 Punkten im Oktober etwas tiefer als im Vormonat gemeldet. Die nach wie vor hohen Inflationsraten in Deutschland von derzeit etwa 6 % knabbern spürbar an der Kaufkraft der Haushalte. Vor allem die Anschaffungsneigung – die bereits seit März 2022 im negativen Bereich rangiert – liegt aktuell deutlich unter den Werten während der beiden pandemiebedingten Lockdown-Phasen im Frühjahr 2020 sowie Ende 2020/Anfang 2021. Die Einkommensaussichten erholten sich seit September 2022 tendenziell – doch auch sie bewegten sich jüngst wieder seitwärts. Die hohe Verunsicherung ließ zudem die Sparneigung auf den höchsten Stand seit April 2011 klettern. Eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas scheint nur möglich, wenn die Inflation merklich zurückgeht. Die Veröffentlichung von vorläufigen Daten zur Teuerung in Deutschland für September steht heute Nachmittag an. Gemäß der Reuters-Konsensprognosen dürften die deutschen Verbraucherpreise deutlich fallen und bei +4,6 % (nationaler CPI) bzw. +4,5 % (HVPI) landen.

Einstellungsbereitschaft der Firmen auf Zweieinhalb-Jahrestief


Der Jobmarkt in Deutschland leidet derzeit unter der Konjunkturflaute. Die Bereitschaft der Unternehmen zu Neueinstellungen ist so schlecht wie seit gut zweieinhalb Jahren nicht mehr. Das ifo-Beschäftigungsbarometer sank im September um 1,2 auf 95,8 Punkte und damit auf den tiefsten Wert seit Februar 2021. Vor allem in der Industrie planen viele Unternehmen, aufgrund fehlender Neuaufträge mit weniger Personal auszukommen. Gleiches ist der Fall für den Handel und das Baugewerbe. Damit kommt der robuste Aufbau an Beschäftigung der letzten Monate zum Erliegen. Nach vorne blickend könnte sich die Bereitschaft, neue Mitarbeiter einzustellen, wieder erhöhen, sobald sich die maue Konjunktur erholt.

Wachstum der Kreditvergabe verlangsamt sich


Im Zuge der Zinserhöhungen der EZB – zuletzt Mitte September um 0,25 Prozentpunkte – und der schleppenden Konjunkturentwicklung verlangsamte sich das Wachstum der Kreditvergabe an Unternehmen im Euroraum weiter. Viele Unternehmen halten sich aktuell mit Investitionen zurück, zumal die Kreditkosten deutlich gestiegen sind. Im Vergleich zum Vorjahresmonat reichten im August die Banken nur noch 0,6 % mehr Darlehen an Firmen aus, wie die EZB gestern mitteilte. Das ist das kleinste Plus seit Ende 2015. Im Juli lag das Wachstum noch bei 2,2 %. Spiegelbildlich verhält sich der Wachstumspfad der Kreditvergabe an Unternehmen in Deutschland. Das Wachstum betrug im September 2022 noch hohe 13 % im Jahresvergleich – das größte Plus seit Oktober 2008 – und fiel seither bis in den August auf 2,2 % herab. Da im aktuellen Preis-, Konjunktur- und Zinsumfeld die Gefahr von Unternehmensinsolvenzen und Kreditausfällen zunimmt, agieren die Banken zunehmend vorsichtiger bei der Kreditvergabe.


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