Öl weekly;: Erneut spürbarer Rückgang bei Rohölpreisen
Die Ölpreise mussten in den vergangenen Handelstagen kräftig Federn lassen. Brent fiel im Wochenvergleich um mehr als 4,5 % auf 76 US-Dollar/Barrel, den niedrigsten Stand seit Anfang September. WTI verlor ähnlich stark und rutschte zeitweise unter 66 US-Dollar/Barrel. Für den spürbaren Preisrückgang sind unserer Ansicht nach mehrere Faktoren verantwortlich. So standen die Aktienmärkte rund um den Globus in Folge der steigenden US-Zinsen unter starkem Abgabedruck und drückten letztlich auch die Ölpreise mit nach unten. Des Weiteren haben die Märkte auf die Äußerungen des saudischen Energieministers Khalid Al-Falih mit Preisabschlägen reagiert. Al-Falih äußerte sich am Montag (22.10.) dahingehend, dass sein Land dazu in der Lage sei, die Produktion kurzfristig auf 11 Mio. Barrel/Tag bei Bedarf zu erhöhen und diese sogar zusätzlich um weitere 2 Mio. Barrel/Tag auf mehr als 12,5 Mio. Barrel/Tag zu erhöhen Dies entspräche in etwa den nachhaltigen freien Produktionskapazitäten, die das Land laut IEA besitzt. Eine Ausweitung der Fördermenge auf etwa 11 Mio. Barrel/Tag halten wir für realistisch, da der Rig-Count in Saudi-Arabien in den vergangenen vier Monaten um 20 % gestiegen ist. Dies würde auch dazu beitragen, die Angebotsknappheit im vierten Quartal zu lindern. Denn in weniger als zwei Wochen treten die US-Sanktionen gegen den Iran in Kraft. Die andere kolportierte Zahl hinsichtlich einer Ausweitung von bis zu 2 Mio. Barrel/Tag halten wir dagegen für unwahrscheinlich. In jüngerer Vergangenheit haben wir mehrfach argumentiert, dass dies lediglich Freikapazitäten des Landes aufzehren würde, ohne, dass dies eine nachhaltige preisdämpfende Wirkung hätte. Eventuelle unerwartete Produktionsausfälle, wie beispielsweise 2011 in Libyen, könnten dann nicht mehr ausreichend kompensiert werden. Im Falle des Irans ist dagegen ein koordiniertes Vorgehen der restlichen OPEC-Staaten und Russland möglich.
Nicht zuletzt macht sich der Markt auch Sorgen hinsichtlich der Ölnachfrage mit Blick auf das kommende Jahr. Der Markt befürchtet, dass die Ölnachfrage in den kommenden Quartalen angesichts der hohen Preise und des starken US-Dollars, der die Ölnotierungen in Nicht-Dollar-Ländern noch stärker steigen lässt, nicht mehr so robust wachsen dürfte, wie bislang angenommen. Gemäß unserer BIP-Prognose von 3,5 % für die Weltwirtschaft und einem durchschnittlichen Ölpreis von 73 US-Dollar/Barrel in 2019 schätzen wir das Ölnachfragewachstum für denselben Zeitraum auf knapp 1,5 %. Im Vergleich hierzu kalkulieren wir für das laufende Jahr ein Nachfrageanstieg von 1,65 Mio. Barrel/Tag. Mit Blick auf die kommenden Wochen ist angesichts der angesprochenen Punkte mit einer höheren Volatilität bei Rohöl zu rechnen. Preisschwankungen zwischen 75-85 US-Dollar/Barrel sind, je nach Nachrichten und Datenlage, nicht auszuschließen.
Daher gilt es in den kommenden Wochen folgende Punkte zu beachten: (1): Wie hoch fallen die Angebotsverluste mit Inkrafttreten der Iran-Sanktionen am 4. November tatsächlich aus? (2): Gibt es Ausnahmeregelungen für größere Abnehmer iranischen Öls, so dass möglicherweise die Verluste nach der tatsächlichen Einführung der Sanktionen weniger stark ausfallen als befürchtet. Aus Kundengesprächen haben wir entnommen, dass diese nur mit sehr wenigen Ausnahmeregelungen rechnen, sie selbst aber auf den Kauf iranischen Öls verzichten werden. Mögliche Ausnahmeregelungen sind für Länder wie Indien denkbar, die stark abhängig vom Import iranischen Öls sind. Darauf deuten auch die jüngsten Tanker-Tracking-Daten hin, die zuletzt mehr Importe aus dem Iran nach Indien verzeichneten. Und (3): Wie entwickelt sich der Handelskonflikt zwischen den USA und China nach den US-Zwischenwahlen. Kommt es zu weiteren Importzöllen auf chinesische Güter, dürfte China entsprechend mehr iranisches Öl importieren. Entspannt sich dagegen das Verhältnis zu den USA, dürfte man eher US-Öl importieren und iranische Barrel reduzieren
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