Zinsen weekly: Renditen fahren über den Jahreswechsel Achterbahn.
Über den Jahreswechsel sind die Rentenmärkte Achterbahn gefahren. Ausgelöst wurde die hohe Volatilität durch entsprechende Bewegungen an den internationalen Aktienmärkten. Erneute Kursverluste an den Aktienmärkten angesichts einer ausgeprägten Risk-Off-Stimmung bei den Anlegern – schwächere Konjunkturdaten aus den USA, die Handelsstreitigkeiten sowie die Möglichkeit eines harten Brexit belasteten – gingen mit Renditerückgängen einher. So sank die Verzinsung der zehnjährigen Bundesanleihen bis auf 0,15 %, die der US-Treasuries bis auf rund 2,50 %. Geschürt wurde der Renditerückgang in den USA zudem durch vorsichtigere Äußerungen von Fed-Notenbankern in Bezug auf weitere Zinsanhebungen. Zuletzt haben sich die Aktienmärkte wieder etwas beruhigt, was spiegelbildlich zu Renditeanstiegen geführt hat. Insbesondere der US-Arbeitsmarktbericht für Dezember hat mit einem äußerst hohen Stellenaufbau von 312 Tsd. zu der Stabilisierung beigetragen. Daneben gibt es Hoffnung bei den Anlegern, dass sich im Handelskonflikt zwischen den USA und China eine Einigung anbahnt. Die Minutes der FOMC-Sitzung vom 19./20. Dezember haben die größere Geduld der Fed in Bezug auf weitere Zinsschritte bestätigt, denn man möchte die US-Konjunktur nicht mit einem zu hohen Zinsniveau abwürgen.
Die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten aus Deutschland haben das Risiko einer technischen Rezession in der zweiten Jahreshälfte 2018 deutlich ansteigen las-sen. So ist die Industrieproduktion im November um 1,9 % gegenüber dem Vormonat geschrumpft, nachdem sie schon im Oktober um 0,8 % zurückgegangen war. Auch die Auftragseingänge in der Industrie sind im November um 1,0 % MoM gefallen. Klar ist auf alle Fälle, dass es im vierten Quartal nicht zu einem Rebound der Wirtschaftsaktivität gekommen ist, nachdem das BIP von Juli bis September aufgrund eines Sondereffekts schon rückläufig war. Von Emissionsseite gab es einen fulminanten Jahresstart, denn diese Woche wurden Euro-Staatsanleihen im Volumen von insgesamt 35 Mrd. Euro emittiert.
Im neuen Jahr folgt weiter ein Ereignis auf das andere. Heute (10.01.) wird das Sitzungsprotokoll der EZB vom 13. Dezember veröffentlicht. Dabei ist insbesondere auf die Bewertung der Konjunkturrisiken durch die Notenbank zu achten. Darüber hinaus spricht Fed-Chef Jerome Powell vor dem Economic Club of Washington, D.C. Zuletzt hatte er wesentlich defensiver bei der Bewertung weiterer Zins-anhebungen geklungen. Jetzt dürften die Anleger genau darauf schauen, wie weit er dabei zu gehen bereit ist. Und dann steht noch die Abstimmung über die Austrittsvereinbarung von EU und UK im britischen Parlament auf der Agenda (15. Januar). Dies dürfte Sprengstoff für die Finanzmärkte bieten, denn es ist nicht davon auszugehen, dass Premierministerin Theresa May eine Mehrheit für die Vereinbarung erhält. Die Gefahr eines harten Brexit wird damit immer größer. Zusätzlich kritisch ist, dass nun innerhalb von drei Tagen nach einer gescheiterten Abstimmung ein Plan B von der Regierung präsentiert werden muss, doch dieser ist nicht in Sicht.
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