Unternehmensanleihe weekly: iBoxx überhitzt. Kurzfristige Einengungen werden wahrscheinlicher.
40 Basispunkte Anstieg in zwei Monaten – das ist die beeindruckende „Performance“ des iBoxx. Beim europäischen CDS-Index iTraxx betrug die Ausweitung im gleichen Zeitraum 15 Basispunkte. Addiert man dazu die aktuellen Indexstände von 100 Basispunkten beim iBoxx-Anleiheindex (mit Financials) und 82 Basispunkte beim iTraxx muss man die Frage stellen, ob die Risikoaufschläge für Anleihen in den letzten zwei Wochen etwas aus dem Ruder gelaufen sind.
Für ein kurzfristiges Einlaufen der iBoxx-Spreads spricht:
- Der starke Anstieg der Spreads findet keine Entsprechung in einem parallelen Anstieg der Ausfallwahrscheinlichkeiten. Weder Ratingdrift noch eine Verschlechterung der Ausblicke der Ratingagenturen würden die Ausweitung der letzten zwei Monate rechtfertigen.
- Eine mögliche Belastung der Spreads durch Sondereffekte, insbesondere das Auslaufen des Anleiheaufkaufprogramms der EZB.
- Der deutlich niedrigere iTraxx-Spread, der vor diesem Hintergrund ein „realistischeres“ Bild zeichnet.
- Seit unserer Aufzeichnung des iBoxx Anfang 2005 liegt der Spread-Median bei 80 Basispunkten (inklusive Financials), der Durchschnitt bei 108 Basispunkten. Letzterer ist stark durch die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 und 2009 beeinflusst. Dabei erreichte der iBoxx am 25. März 2009 sein Maximum bei 446 Basispunkten. Wir liegen also aktuell deutlich über dem Median – was die konjunkturelle Lage etwas überzeichnet.
- Noch deutlicher wird dieses Argument, wenn man rein auf Corporates abstellt und die Finanzinstitute außen vor lässt: Aktueller Indexstand – 90bp. Median seit 2005 – 73bp. Mittelwert seit 2005 – 81pb. Maximum am 25.3.2009 – 241bp.
Für ein kurzfristig weiteres Auslaufen der Spreads spricht:
- Im langfristigen Trend (starker Fälligkeitenanstieg bei steigenden Zinsen und verschlechterter Bonität) sind weitere Ausweitungen in den nächsten 6 bis 9 Monaten mehr als wahrscheinlich.
- Unsicherheiten in Bezug auf die konjunkturelle Verfassung des Unternehmenssektors gepaart mit politischen Schreckensszenarien.
Während wir langfristig das Ausweitungsszenario für unausweichlich halten, gehen wir in den nächsten Wochen jedoch von einer leichten Entspannung beim iBoxx aus.
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